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Der Wala Weissagung / Другие языки / edda.in.ua
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Der Wala Weissagung

Источник: Ludwig Ettmüller. Vaulu-Spá. Das älteste Denkmal germanisch-nordischer Sprache, nebst einigen Gedanken über Nordens Wissen und Glauben und nordische Dichtkunst. Weidmannsche Buchhandlung. Leipzig, 1830.

 

1 Um Andacht bitte ich alle heiligen Geschlechter[1],

Grössere und kleinere, die Nachkommenschaften Heimdallurs[2]; -

Ich will Walfadirs Rathschläge kund thun,

Altsagen der Männer, die ich einst vernahm.

 

2 Ich vernahm von den Joten, den Urgebornen[3],

Die vordem mich erzogen haben;

Ich vernahm von neun Himmeln[4], von neun Stützen,

Von der grossen Mittelstütze[5] in der Erde nieden.

 

3 Einst war die Zeit, da Ymir lebte (wohnte),[6]

Es war nicht Sand, noch See, noch kühle Wellen,

Nirgends fand sich die Erde, noch der obere Himmel,

Öder Raum war, doch Gras nirgends.

 

4 Als aber Burs Söhne die Tafeln erhoben,[7]

Die, welche das grosse Mitgard schufen,

Da schien die Sonne an des Saales Steine,

Da ward der Grund grün von grünem Lauche.

 

5 Die Sonne beschoss den sichtbaren Mond[8] südlich

Zur rechten Hand, bei der Himmelsross-Thüre[9].

Die Sonne[10] wusste nicht, wo sie Saal hatte,

Die Sterne wussten nicht , wo sie Stätte hatten,

Der Mond wusste nicht, woher er Kräfte hatte[11].

 

6 Da gingen alle Götter zu den Stühlen der Macht,

Sehr heilige Götter beriethen sich darum:

Der Nacht und dem Dunkel gaben sie Namen,

Den Morgen hiessen (benannten) sie und den Mittag,

Den Aufgang und den Abend, die Zeiten zu bestimmen.[12]

 

7 Es sammelten sich Asen in Idavellir

Die, welche Burg und Bau (Hof) hoch aufbaueten;

Öfen setzten sie, Gold[13] schmiedeten sie,

Zangen schufen sie, und Werkzeug bereiteten sie.

 

8 Sie spielteu auf der Hausflur, waren frohe,

Es war ihnen der Gier nach Golde wenig,

Bis dass dreie kamen, Thursenjungfrauen[14],

Vielmächtige[15] aus Jotunheimr

 

9 Da gingen alle Götter zu den Stühlen der Macht,

Sehr heilige Götter beriethen sich darum:[16]

Wer sollte der Zwerge Volk erschaffen

Aus Brimirs Blute, aus des Blauen Lenden?

 

10 Da ist Mothsognir der mächtigste geworden

Aller Zwerge, aber Thurin der andre;

Diese erzeugten manches Menschenbild,

Die Zwerge in der Erde[17], wie Thurin sagte.

 

11 Nor und Nithi, Nordri, Sudri,

Austri und Westri, Althiofr, Dwalin,

Bivor und Bavor, Bumbur, Nori,

Ann und Anarr, Ai, Miöthwítnir.

 

12 Weigr und Gandálfr, Windalfr Thrainn,

Deckr, Thorinn, Throrr, Litr, Witr,

Nar und Nyrathr; - nun habe ich die Zwerge,

Die Mächtigen und Rathgeber richtig aufgezählt.

 

13 Zeit ists, die Zwerge in Dwalins Schaar

Den Menschengeschlechtern bis zum Lofar hin zu nennen[18],

Die welche suchten von Swarinshaugr[19] (kommende)

Der Landbauer Sitz zu Jorwöllur.

 

14 Da war Draupnir und Dolgthrasir,

Har, Haugspori, Hläwangr, Gloinn,

Skirwir, Wirwir, Skafithr, Ai,

Alfir, Yngwi, Eikinskialdi.

 

15 Fialarr, Frosti, Finnr, Ginnarr,

Thori, Ori, Thufir, Andwari,

Fili, Kili, Fundinn, Nali,

Hepdi, Fögr, Hornbori, Loni.

 

16 Hleitholfr, Aurwangr, Heiti, Wili,

Flögr, Hamarr, Fithr, Swiarr. –

Das wird offenbar, so lange die Welt lebet,

Der Spät-Enkel Zahl, zum Lofar hingeleitet werden[20].

 

17 Da kamen dreie aus jener Schaar,

Mächtige und gewaltige Asen,

Sie fanden im Lande Wenigvermögende,

Askr und Embla, Schicksal-lose.[21]

 

18 Seele hatten sie nicht, Geist hatten sie nicht,

Regsamkeit nicht,Gehör nicht, noch gutes Antlitz,

Seele gab Othin, Geist gab Hänir,

Regsamkeit Lothr, und gutes Antlitz.

 

19 Eine Esche weiss ich stehen, sie heirst Yggthrasill[22],

Ein Haar-Baum, bestreut mit weissem Staube[23];

Von da kommen die Regen, so in Thale fallen,

Sie steht immer grün über dem Vrtharbrunnen[24].

 

20 Von da kamen Jungfrauen, vielwissende,

Dreie aus dem See, so unter dem Baume stehet.

Urth hiessen sie eine, die andre Werthandi,

(Sie schnitten auf Stäbe)[25], Skuld die dritte.

 

21 Die bestimmten das Schicksal, die wählten das Leben

den Geschlechtern der Zeiten, der Männer Schicksal.

 

22 Den hörte sie (die Wala) den ersten Krieg in der Welt,

Da sie die Gullweig[26] mit Geren stützten[27],

Und in Othins Halle[28] sie brannten.

 

23 Dreimal brannten sie die dreimal geborne,[29]

Oft und unselten, doch lebt sie noch,

Heithi[30] nannte man sie, zu wes Hause sie kam.

 

24 Den Glauben an die Rathspähungen der Wala verspottete sie,[31]

Zaubersud kannte sie, Zaubersud übte sie,[32]

Stets war sie bösen Weibes Freude.

 

25 Da gingen die Götter alle zu den Stühlen der Macht,[33]

Sehr heilige Götter beriethen sich darum:

Ob etwa sollten die Asen Aberrath entgelten,

Oder ob sollten alle Götter Gelage haben?

 

26 Othinn stürmte daher, und auf dasVolk er schoss,

(Das war der erste Krieg in der Welt);[34]

Gebrochen war der Randwall der Burg der Asen,

Es verstanden die Wanen die Kriegskunde auf dem Felde anzuwenden.[35]

 

27 Da gingen alle Götter zu den Stühlen der Macht,

Sehr heilige Götter beriethen sich darum:

Wer hätte den ganzen Himmel mit Verderben erfüllt,

Oder dem Geschlechte des Joten Othurs Weib gegeben?[36]

 

28 Thor allein war da von Zorn durchdrungen; -

Er sitzt selten, wenn er solches vernimmt,

Es wurden gebrochen die Eide, Worte und Schwüre,

Alle mächtigen Worte, so gegeben worden waren.

 

29 Sie[37] weiss Heimdallurs Lied[38] verborgen[39]

Unter mächtigem heiligen Baume. –

Fluss sieht sie fliessen rasch-stürzenden Laufs

Aus dem Pfande Walfadirs[40]; - Wisst ihr – doch aber was?

 

30 Einsam sass sie[41] aussen, da der Alte[42] kam,

Der König der Asen, und sah (ihm) ins Auge.

Was fragt ihr mich, warum versucht ihr mich!

 

31 Alles weiss ich, Othinn, wo du das Auge bargest, -

In dem grossen Brunnen Mimirs! –

Es trinkt Trank Mimir jeden Morgen

Aus dem Pfande Walfadirs. – Wisst ihr – doch aber was?

 

32 Es gab ihr Herfadir[43] Ringe und Halsbänder,

Geldkunde, kluge, und der Spähungen Glauben[44].[45]

Sie sieht weit und weit um alle Welt.

 

33 Es steht nordwärts gegen Nidafiall

Ein Saal aus Golde, des Stammes Sindri's;

Aber ein andrer steht in warmer Gegend,

Des Joten Biersaal, der Brimir heisst.[46]

 

34 Einen Saal sieht sie[47] stehen der Sonne fern,

An der Todten Küste[48], nach Norden sehn die Thüren,

Es fallen Gifttropfen ein durch die Fenster,

Er ist gewunden (gebaut) der Saal aus Schlangetidornen.

 

35 Ein Flurs fällt östlich in die Giftthäler[49]

Ueber Gestrüppe und Wurzeln, Slydr heisst er,

Da sieht sie waden (durch) dichte Ströme

Meineidige Männer und Meuchelmörder[50],

Und den, der andern Mannes Weib verführt.

Da saugt aus Nidhöggr die Todten, die Ferngegangnen,

Es zerreisst der Würger die Männer. Wisst ihr, - doch aber was?[51]

 

36 Sie sieht Walküren, fernher gekommene,

Bereit zu reiten zur Götter-Sammlung;

Skuld hält den Schild , - aber Skaugul (ist) die Andre,[52]

Gunnur, Hildur, Gaundoll und Geirskögul.

Nun sind genannt die Mägde Herians,[53]

Bereit zu reiten auf das Feld, die Walküren.

 

37 Ich sah (das) dem Balldr, dem blutgen Helden

Dem Othins-Sohne verborgene (bestimmte) Schicksal;

Es steht gewachsen auf hohem Felde

Bin zarter und sehr schöner Schoss[54]

 

38 Es kam von diesem Holze, wie's den Männern geschienen ist,

Ein hasswerther Trauerfall; Haudur[55] begann zu werfen;

Balldurs Bruder war geboren am Morgen erst,

(Ich) sah, es begann Othins Sohn, der einnächtige[56], zu streiten.

 

39 Da schmückte sie[57] nicht Hand noch Haupt,

Frygg, sie trauerte im Glanzsaale,

Bis dass auf den Scheiterhaufen trug Balldurs Tödter[58]

Der Pfleger Walhalls[59]. – Wisst ihr – doch aber was?

 

40 Gefesselt sieht sie liegen in Hunalundur[60]

Ein frevelgierig Geschöpf, den schändlichen Loki.

Dort sitzt auch Sigyn[61], nicht von Mienen freundlich,

Des Mannes beraubt. Wisst ihr – doch aber was?

 

41 Östlich sass die Alte[62] in Jarnwidur,

Und füttert Fenrir's Kinder (Nachkommen schaft).

Es ward von diesen allen eins schädlich,

Der Mondverschlinger[63] in Riesengestalt. –

 

42 Er füllt sich mit dem Leben todtgeweihter Männer,

Er besprützt der Götter Sitz mit rothem Blute.

Dunkel werden der Sonne Strahlen im Sommer darauf.

Sturmwetter (werden), alle böse Winde. Wisst ihr – doch aber was?

 

43 Es sass da auf dem Hügel und schlug die Harfe

Der Gygur Hüter, der frohe Egdir[64].

Es sang bei ihm im Baumgipfel

Der schöne rothe Hahn, der Fialarr heisst.

 

44 Es sang bei den Asen Gullinkambi[65], (der Goldkamm)

Er wecket die Helden beim Heriafadir.

Aber ein andrer wird singen unter der Erde nieden,[66]

Der blutrothe Hahn, bei den Sälen Helas

 

45 Es heult Garmr[67] sehr bei Gnipahellir,

Fessel wird gebrochen werden, aber Freki[68] rennen!

Viel weiss die Weise, fernhin schau ich weit um mich,

Der Götter Untergang, den Kampf der Sigtiven[69].

 

46 Brüder werden einander befeinden und den Tod geben,

Es werden Verwandte die Verwandtschaft brechen.

Hartes begiebt sich in der Welt, grosse Unzucht. –

Das Bartalter [kommt], das Schwertalter (Schilde sind gespalten),

Das Sturmalter, das Würgalter, bevor die Welt dahin sinkt.[70]

Es wird kein Mann dem andern gehorchen.

 

47 Es spielen Mimirs Söhne[71], Miotwidur entzündet sich

Bei dem Ruf des Giallarhorns.

Laut bläst Heimdallur, das Horn ist erhoben,

Es spricht Othinn mit Mimirs Haupte[72].

 

48 Es ertönt der alte Baum, der Jote[73] wird entfesselt,

Es erbebt Yggthrasils hochragende Esche.

Es heult nun Garmr vor Gnipahellir,

Fessel reisst, Freki wird rennen.

 

49 Hrimr[74] fährt von Osten, es hebt sich die Woge vor ihm.

Es schnaubt Jormungandur[75] in Jotenmuthe,

Der Wurm bewegt die Wogen, der Adler[76] flattert schreiend,

Es zerreisst die Todten Neffaulur; Nagilfari wird gelöst[77].

 

50 Der Kiel fährt von Osten, es werden kommen über die See

Muspilheims Völker, aber Lohe steuert;

Es fahren daher alle Fiflsmagen[78] mit dem Freki,

Mit ihnen ist Bileifurs Bruder[79] auf der Fahrt.

 

51 Was ist mit den Asen? Was ist mit den Alfen[80]?

Es bebt ganz Jotunheimur, die Asen sind zur Versammlung,

Es stöhnen die Zwerge vor den Steinthüren,

Die Kenner der heiligen Berge[81]. Wisst ihr – doch aber was?

 

52 Sutur fährt von Süden her mit Glut der Fackeln;

Es blitzt die Sonne auf dem Schwerte der Waltiven.

Die Felsberge stürzen, Riesenweiber streifen umher,

Es treten Verstorbene den Weg der Hela[82], der Himmel wird gespalten. –

 

53 Da kam der Hlin[83] zweiter Schmerz, (Harm)

Fort ist Othin, er geht den Wolf[84] zu bekämpfen;

Aber Beli's Tödter[85], der glänzende, den Surtur.

Da muss fallen Frygg's Freuden-Mann.

 

54 Da kommt der grosse Sohn Sigfadirs[86]

Widar; zu fechten mit dem Leichenthiere[87],

Er stösst dem Sprössling Hwedrungs durch den gähnenden Mund

Den Stahl ins Herz. – Da ist Rache des Vaters[88].

 

55 Da kommt der schöne Sohn Hlodyn's[89],

Es geht Othins Sohn wider den Wurm zu fechten,

Ihn trifft mit Muth Mithgards Schirmherr. –

Es werden alle Menschen die Weltstütze[90] erschüttern.

 

56 Es geht neun Fuse weit Fiörgun's[91] Sohn

Traurig (verwundet) von der Natter, der Grimmgierigen.

Es heult sehr Garmr vor Gnipahellir,

Fessel wird gebrochen, Freki rennen.

 

57 Da kommt der dunkle Drache[92], der fliegende,

Die Natter, niedenher von Nidafiöll,

Er trägt sich auf Schwingen, fliegt über dieErde

Nidhauggr (über) die Todten. – Nun muss sie sinken.

 

58 Sonne wird schwarz, die Erde stürzt ins Meer,

Es fallen vom Himmel die heitern Sterne;

Es wüthet die Glut gegen der Zeiten Ende,

Es leckt die hohe Flamme gegen den Himmel selbst. –

Es heult sehr Garmr vor Gnipahellir,

Fessel wird gebrochen, Freki rennen.

 

59 Da sieht sie auftauchen hinwiederum

Die Erde aus dem Meere über und über grün.

Es fallen die Gewässer, es fliegt der Adler über (ihnen),

Der auf den Felsen Fische jagt.

 

60 Es finden sich die Asen in Idawellir,

Und über den grossen Weltkampf sprechen sie;

Und sie gedenken da der grossen Gespräche[93],

Und der alten Geheimnisse Fymbultyr's[94].

 

61 Da werden sich wiederum die wundersamen,

Die goldnen Tafeln im Grase finden,[95]

Die so ureinst die Geschlechter[96] hatten,

Der König der Götter und Fiölnirs[97] Stamm.

 

62 Es werden unbesäet die Fluren tragen,

Alles Böse wird aufhören, Balldr wird kommen.

Bewohnen werden Hauthr und Balldr Othins Wohnungen,

Die durch Trug gefallnen Götter[98]. – Wisst ihr – doch aber was?

 

63 Dann kann Hänir[99] sein Loos selbst bestimmen,

Und bewohnen werden die Söhne der beiden Brüder[100]

Das grosse Windheim[101]. – Wisst ihr – doch aber was.

 

*       *       *[102]

Da kommt der Mächtige zum ewigen Gericht,

Der Starke von Oben, der alles beräth;

Gerecht Er Zwist und Streite schlichtet;

Schicksal bestimmt Er, das dauern wird.

 

Einen Saal sieht sie (die Vala) stehen, schöner als die Sonne

Mit Golde bedeckt in Gimli;

Da sollen treue Völker wohnen,

Und in Ewigkeit Freude geniessen.

 

Примечания:

[1] Heilige Geschlechter heissen die Menschen nach ihrer Abkunft von den Asen Othinn, Lodur, Hænir, oder nach Dæm. Othin, Vili, Vé (Kraft, Wille, Heiligkeit).

[2] Nachkommenschaften Heimdallurs heissen sie, weil sich von diesem Gotte die Einrichtung der verschiedenen Stände der Menschen der Sage nach herschreibt. Diese Sage ist in einem eigenen Gedichte – Rigsmál, oder Rigs-þatir – uns aufbewahrt.

[3] Die Joten heissen Urgeborne, weil sie früher da waren als Götter und Erde. Vgl. hinten die Sage von der Bildung der Welt durch die Götter.

[4] Von den neun Himmeln sagt ein altes Lied: Neun Himmel sind in der Höhe gezählt. – Ich kenne den ersten – er heisst blaue Luft, heitere Burg, Regenbringer. – Der zweite heisst der Windhimmel, der dritte, der weite blaue Himmel, - das magst du glauben. Den vierten nenne ich den Weitumfangigen. Den fünften und sechsten wissen wir als kalten und warmen. Als Unermesslichen kenne ich den siebenten, als achten aber den Sender der Ungewitter. Als äufserste Burg steht der neunte über den Wolken und er steht aussen her um alle Welten. – Andre Sagen nennen nur vier Himmels-Stützen, und unter ihnen sitzen vier Zwerge: Austri, Vestri, Sudri, Nordri (Ost, West, Süd, Nord).

[5] Mittelstütze d. i. Erdachse.

[6] v. 9-16. vgl. hinten die Sage von der Bildung der Welt durch die Götter.

[7] d. h. als sie anfingen thätig zu sein. – Was unter diesen Tafeln eigentlich gemeint sei, ist nicht recht klar. Es könnten auch unter diesen Tafeln (Lied LXI goldne Tafeln genannt), die ewigen Gesetze der Nornen verstanden werden. Die andre Lesart gäbe: „den Himmels-Bogen." Vgl. Lied XX. 4. u. XXI. 1.

[8] oder auch: „den gehenden Mond", oder: „den wechselnden Mond."

[9] die Thüre des Himmelsrosses ist der Ostrand des Himmels; das Himmelsross aber der Hrymfaxi, das Ross der Nacht.

[10] Sonne, Mond und Sterne waren zwar da, aber sie hatten noch nicht ihre Bestimmung erhalten, noch ihre festen Bahnen.

[11] Dass dem Monde gewisse geheime Kräfte (zauberische) zugeschrieben wurden, ist bekannt. Daher feierten die Germanen ihre Feste entweder zur Zeit des Vollmonds oder zur Zeit des Neumonds. Auch die Kräuter za Zaubertränken wurden bei Vollmondslichte gepflückt.

[12] Eigentlich, die Zeit des Frühmahls und den Abend."

[13] Mit Golde sind die Wohnungen der Götter in Asgard bedeckt.

[14] Thursen-Jungfrauen heissen die Nornen, weil sie aus Thursenheim (Jotunheim,) der Wohnsitz der Frostriesen, herkommen. Unter diesem Thursenheim kann man hier das Meer verstehen, als Urstoff Ymirs, der aus gefrornen Wasser-Dünsten; entstanden war.

[15] Vielmächtige heissen die Nornen, weil sie alles Loos den Söhnen der Zeiten bestimmen. Sie werden nicht selten mit den Walküren von den Alten verwechselt. Mehr darüber hinten.

[16] Brimir, der Kochende, Schäumende, ein Beiwort Ymirs; der Blaue heisst er, weil er schon in Verwesung übergegangen war, als die Zwerge entstanden, und als Maden in seinem Leichname lebten, oder weil Ymirs Grundstoff das Wasser ist. Hinten mehr darüber.

[17] „Die Zwerge in der Erde" weil sie theils der Sage nach in Klüften und Höhlen der Erde leben, das Licht scheuende Geschöpfe. Ueber der Zwergnamen Bedeutung sehe man das Wortbuch nach. Andre Sagen verwechseln Zwerge und Alfen, welche in Lichtalfen und Nachtalfen (Liosálfar – Dockálfar, Svartálfar) eingetheilt werden. – Unser Gedicht unterscheidet zwei Zwerggeschlechter, Eins, das zaubermächtige, höhere, der Götter Waffenschmiede, vor Asgards Thoren wohnende; das Andre, in Mithgarths Klüften hausende, den Menschen dienende.

[18] oder: mit Ruhm zu nennen – nach der andern Erklärung.

[19] Mit Svarins haugr wird heute noch jeder unbedeusendere Hügel im Norden bezeichnet. – Die andre Lesart ist-zu deuten: „von den Grundsteinen der Erde", (Salr, Wohnung, Erde.)

[20] oder: mit Ruhm genannt werden, nach Deutung der Dänischen Bearbeiter.

[21] v. 67- 70. Nach der Dæmisaga fanden die Asen gar nur zwei Eschenstämme, und aus ihnen zimmerten sie die ersten Menschen. Merkwürdig ist, was die Götter austheilen, und welcher Gott jedes austheilt. Es ist nicht unangenehm, die Sagen von Schöpfung der Menschen, wie sie andre Völker hatten, zu vergleichen. Prometheus bildete seine Menschen aus Erde, „ein Geschlecht hart und geschickt, viel zu ertragen." Beim Ovidius werden sogar aus über das Haupt geworfenen Steinen Menschen. Moses lässt aus Erde Menschen gebildet werden, und sie beseelen durch göttlichen Hauch. Bei den Hindus gestaltet sich diese Sage verschieden, je nachdem sie Idealisten oder Materialisten, Dualisten öder Pantheisten waren.

[22] Die Esche Yggthrasill dachten die alten Nordmannen sieh als Stütze des Weltgebäudes. Sie hat drei Wurzeln, und unter ihnen drei Brunnen. Sie hat drei Aeste, an welchen vier Hirsche die Zweige abessen, so wie Schlangen ihre Wurzeln abzunagen versuchen. Unter dieser Esche sammeln sich die Götter zum Gericht, denn allda ist ihre Thingstätte.

[23] Bei Haar-Baum denke man nur an das römische comæ arborum. Unter dem weissen Staube verstehen einige Wolken, andre Sterne.

[24] Urtharbrunnen, der Brunnen des Schicksals;

[25] Sie schnitten auf Stäbe (Runenstäbe,) der Menschen Schicksal.

[26] Gullweig, wörtlich Goldgier, Rausch durch Goldbesitz; ähnlich ist biórveig, Bierrausch. Hier steht Gullweig überhaupt für Gold.

[27] „stützten" entweder „beschützten" oder „spiessten" um sie ins Feuer zu halten; das altnord. studdu kann beides bezeichnen.

[28] Othins Halle, hier ohne Zweifel die Erde.

[29] Durch Feuer wird Gold geläutert; dreimalige Reinigung gilt für vollkommene Reinigung.

[30] Heithi, Reichthum, Besitzthum.

[31] Goldsüchtige Menschen verschmähen das Ueberirdische.

[32] Von ältesten Zeiten her ward den Zauberern und Zauberinnen Süderei und Kocherei beigelegt. Gewöhnlich kochten sie Menschengebeine und Zauberkräuter. Auch mit dem Monde trieben die nordischen Zauberinnen ihr Wesen, wenn auch nicht wie die römische Gemeinheit sichs vermass. Vgl. Propertii Eleg. 1. v. 19-24. Virg. IV. 489.

[33] Mit dieser Zeile beginnt ein neuer Abschnitt. Es wird erwähnt der Kampf der Asen und Wanen um die Obherschaft. Wahrscheinlich liegt dieser Sage irgend ein Krieg zwischen den Swiogothen (unter ihrem König Othin dem Einäugigen) gegen die Veneter, ihre Nachbarn, zu Grunde. Es ist wenigstens gewiss, dass der upsalische König Othin, mit den Asen Othin später zusammen geschmolzen ward.

[34] Diese Zeile ist höchstwahrscheinlich hier fälschlich aus XXII eingeschoben.

[35] Beide Schaaren waren gleich stark und gleich Kriegskundig, daher kam es zum Frieden, und beide Theile gaben Geiseln; die Asen den Hänir, die Wanen den Niordr.

[36] v. 102-105. Die Burgmauer der Asen war gebrochen, wie in Vers 100 erwähnt ward. Da trat ein Jote auf, und erbot sich, den Asen ihre Burgmauer wieder herzustellen, fester denn je zuvor. Als Lohn verlangte er die Freya, Othurs Weib, nebst Sonne und Mond. Die Götter wollen dies nicht eingehen, Loki jedoch räth dazu, und so geschieht es endlich, jedoch nur unter der Bedingung, dass der Jote die Burgmauer in einem einzigen Winter vollende, und ohne Gehülfen ausser seinem Rosse. Riesenhaft wuchs das Werk und den Asen ward sehr bange; Zorn durchtobte da allgemein Asgard, und man wollte den Loki strafen für seinen bösen Rath. Loki versprach da den Joten an Erfüllung seines Versprechens zu hindern, und that dies auch durch List. Nun weigerten die Asen die Freya nebst Sonne und Mond, und da der Jote darüber zornig und ungeberdig ward, kam Thor daher und schlug ihn tod. Siehe Dæmisaga Cap. 36. Es ist demnach Loki hier gemeint, der den Jotun die Freyia verschaffen wollte.

[37] Sie – die Wala.

[38] Lied, den Ruf des Giallarhorns.

[39] Verborgen – Baume; der Esche Yggthrasill, wo der Urderbrunnen ist, der Brunnen des Schicksals. Das ganze heifst: „Ich weiss, wann der Kampf gegen die Götter (ragna-rauk) beginnen wird.

[40] Pfand steht hier für das durch Pfand Erworbene, den Brunnen Mimirs. Odinn gab nämlich für einen Trunk aus dem Brunnen der Erkenntniss (Mimirs) ein Auge.

[41] Sie, die Wala.

[42] Der Alte – Odinn.

[43] Herfadir – Odinn.

[44] Eigentlich Glauben (der Leute) an ihre (der Vala) Spähung, Weissagung.

[45] Ringe und Halsbänder sind gewöhnlicher Schmuck nordischer Frauen. Die Halsbänder bestanden aus zusammengehängten Münzen. – Die Wala spricht hier bald in der ersten, bald in der dritten Person von sich.

[46] Des hier erwähnten Joten Name ist unbekannt, wie seine Person selbst. Nirgends sonst findet man auch erwähnt, dass ein Jote dem Aufenthaltsorte der unblutig Verstorbenen vorstehe.

[47] Sie, die Wala.

[48] der Todten Küste, d. i. in Nastrand.

[49] Giftthäler bedeuten hier eben Nastrand.

[50] Meuchelmörder: wörtlich müsste es heissen: Mordwölfe.

[51] v. 137 u. 138. In diesen beiden Zeilen wird deutlich und klar gesagt: dass die bösen Menschen ganz vernichtet werden. Wie konnten demnach verständige Leute sich einfallen lassen, den alten Nordländern germanischen Stammes, Ewigkeit der Strafen anzudichten!

[52] Bedeutungsvoll ist die Zuganführerin der Walküren hier: Skuld, (das, was werden muss), eine der drei Nornen.

[53] Die Walküren heissen die Mägde (Dienerinnen) Othins, weil sie dieser sonst (aber diesmal nicht) ausschickte, die Helden im Kampfe auszulesen, denen der Tod nahen sollte. Dass sie hier erscheinen, widerstreitet dem gewöhnlich angenommenen Glauben, dass sie bloss zum Othin die Helden rufen. Balldur kam ja zur Hela. Mehr davon hinten.

[54] Der Schössling ist der bekannte Mistilteinn.

[55] Haudur, d. i. Gier nach Besitzthum, der Reichthum selbst. Baldur ist das ursprünglich Unschuldige, die vollkommne Reinheit.

[56] einnächtig, d. i. eine Nacht erst alt.

[57] S i e bezieht sich aufs folgende Frygg; ihre Wohnung in Asgard heisst Fensalr. (Glanzsaal, Goldsaal).

[58] Balldurs Tödter, d. i. Haudur.

[59] der Pfleger Walhalls ist Othin. Ueber die Verschiedenheit, so in dieser Sage vom Balldur obwaltet, siehe hinten mehr.

[60] Loki ward gestraft, weil er eigentlich an Balldurs Tode Schuld war, indem er den Haudur verführte.

[61] Sigyn ist die Gattin Lokis; Sie war aus dem Geschlechte der Joten.

[62] Die Alte ist die Gygur, das Riesenweib, die Gattin des Fenrir, (des Wolfes) des Sohnes Loki's.

[63] Der Name des Mondverschlingers ist Hati (Hass); sein Beiname: Managarmr.

[64] Wer Egdir sey, weiss man nicht; er wird nirgends weiter erwähnt. Sonst ist Egdir auch ein Adlername; siehe Kenningar zu Dæmisaga.

[65] Jeden Morgen ruft der Hahn Gullinkambi die Helden in Walhall zum täglichen Kampfe.

[66] Ein dritter Hahn, der dunkelrothe, wird die Bewohner der Unterwelt zu dem Kampfe gegen die Götter dereinst wecken.

[67] Garmr ist der Cerberus der Römer.

[68] Freki ist hier entweder einer der beiden Wölfe Odins, oder er ist ein Spioss des Fenrir, oder besser er selbst. Freki bezeichnet überhaupt Wolf.

[69] Sigtivar heissen die Götter und Helden, im Gegensatze zu den Streitern Suturs, den Valtiven.

[70] v. 184 u. 185. Die sind Namen der verschiedenen Zeitalter, so vor Weltuntergang dagewesen seyn müssen. Das Bartalter ist das erste, wo die Menschen einfach in Frieden lebten, und ruhig alt wurden. Dann folgt das Zeitalter der Kämpfe. Dann kommt das Zeitalter der bösen Stürme, und endlich die Zeit der reissenden Thiere, wo diese die Welt verwüsten.

[71] Mimirs Söhne sind die Joten.

[72] Mimirs Haupt. Die Wanen schlugen dem als Geisel ihnen gegebenen Mimir das Haupt ab, sandten dies den Asen.

[73] Der Jote ist entweder Loki oder sein Sohn Fenrir der Wolf.

[74] Hrimr ist einer der Joten, der Erbauer des Schiffs Naglfari.

[75] Jormungandur ist die grosse Schlange, so die Erde umgiebt; sie gehört zu Loki’s Kindern.

[76] Der Adler ist der in der Esche Yggthrasil horstende, der durch den Schlag seiner Flügel die Winde erzengt.

[77] Neffaulur (Gelbschnabel) ist entweder der Adler, oder es ist der Lied XXXV. 6. erwähnte Nidhaugur. Nagilfari ist das aus den Nägeln Verstorbener zu erbauende Schiff. Ehe nicht dies fertig, herrschen die Götter ruhig. Daher wurden allen Todten die Nägel sorgfältig verschnitten.

[78] Die Fiflsmagen sind die Verwandten der Hel, über haupt die ihr Untergebenen.

[79] Bileifurs Bruder ist Loki. В i l e i f r steht für B i l e i s t r.

[80] Alfen und Zwerge werden bald als dieselben, bald als verschiedene Wesen betrachtet. Hinten mehr davon.

[81] Die Zwerge heissen Kenner der heil. Berge, weil sie diese vorzüglich bewohnen.

[82] Der Weg der Hel ist der, so zn und von ihr führt, in und aus der Unterwelt.

[83] Hlin Beiname der Frygg.

[84] Wolf: der Wolf Fenrir.

[85] Beli, ein Jote. Sein Tödter ist Freyr.

[86] Sigfadir ist Beiname Othins.

[87] Leichenthier, Fenrir, er heisst ein Sprössling Hwedrungs, weil dieser Jote der Vater seiner Mutter Angirboda war.

[88] Die Rache für den erschlagnen Vater oder irgend einen Verwandten (Blutrache) war dem Nordländer vor Allem heilig.

[89] Hlodyn, Beiname der Jörd, der Mutter Thors.

[90] Weltstütze: die Esche Yggthrasill.

[91] Fiörgun, Beiname der Jörd.

[92] Drache, d. i. Nidhauggr.

[93] Der Gespräche, die sie einst führten in Asgard.

[94] Fymbultyr ist dunkel; so heisst ein Erfinder der Runen. Manche verstehen unter ihm den Othin.

[95] v. 245 u. 246. Entwehr werden unter diesen Tafeln die ewigen Gesetze des Weltalls verstanden, oder die Spielbreter der Asen; vgl. v. 13 u. v. 82.

[96] Geschlechter der Asen.

[97] Fiölnir ist Othin.

[98] Loki bewog den Hauthr durch Trug zum Morde Balldrs.

[99] Hänir war den Wanen von den Asen als Geisel gegeben worden.

[100] Die beiden Brüder sind Modi und Magni, Söhne Thors.

[101] Windheim – die neue Erde.

[102] In späterer Zeit, und von christlicher Hand wurden der Vaulu-spá folgende zwei Lieder angehängt. Es sind auch nicht beide zu finden in allen Ausgaben des Gedichts. Das erste steht nur bei Afzelius, das andre haben auch die Dänen Resen und Bartholin.

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